JazzatelierUlrichsberg

Ulrichsberger Kaleidophon 2023

Fr 28. bis So 30. April 2023 im Jazzatelier Ulrichsberg

  •  
Kaleidophonplakat 2023
Fr 28. April ab 19.00 Uhr:
Gratkowski / Kaufmann / de Joode / Buck
Phil Minton / Carl Ludwig Hübsch
The Sea Trio
Sa 29. April ab 15.00 Uhr:
Annelie Gahl / Alexander Gheorghiu
Luca Tilli / Sebi Tramontana
In Memoriam Global Village Quartet
Sylvie Courvoisier Trio
So 30. April ab 16.00 Uhr:
Peter Ablinger / Biliana Voutchkova
Josef Novotny & Peter Herbert
Jane in Ether
Last Dream of the Morning
50 Jahre Jazzatelier, Ausstellung
Fotos
S.Rachinger

Pressespiegel
pdf (4,2Mb)

Sponsoren

Elf Konzerte mit aktueller Musik aus den Bereichen Jazz, Neue Musik und Improvisation stehen auf dem Programm der 37. Ausgabe des Ulrichsberger Kaleidophons. Der Großteil des Konzertprogrammes findet im vereinseigenen Haus des Jazzateliers statt. Ein Konzert wird ausgelagert in die Pfarrkirche. Dreißig Musiker und Musikerinnen aus Ländern wie Deutschland, Holland, Australien, England, Japan, Italien, China, Belgien, USA, Bulgarien und Österreich werden die Jazzatelierbühne bespielen. Ensembles mit langjähriger Geschichte wechseln sich ab mit neuen Projekten. Das verwendete Instrumentarium reicht von Stimme, Blockflöte, Guzheng und Perkussion über Violine, Saxophon, Klavier und E-Gitarre bis zu Synthesizer und Computer. Akustisches steht neben Elektronischem, Geschriebenes neben Improvisiertem. Die bunte Mischung kreativer Ansätze ist es einmal mehr, die das Kaleidophon prägt.

Neben dem konzertanten Geschehen feiern wir im Rahmenprogramm zwei gewichtige Jubiläen: 15 Jahre Arboretum, eine Baumpflanzung nach akustischen Gesichtspunkten, entstanden 2008 als Akt 1 der Landschaftsoper von Peter Ablinger. Die Anlage befindet sich auf einer Anhöhe etwas außerhalb, östlich des Ortes Seitelschlag und kann jederzeit begangen, besichtigt und belauscht werden. Und: 50 Jahre Jazzatelier - eine Ausstellung mit Plakaten und Fotos aus der fünfzigjährigen Vereinsgeschichte, organisiert vom kollektiv wirr - zu sehen in den Galerieräumen und im ganzen Haus.

Eintrittspreise (Euro):
Nichtmitglieder Mitglieder
Normal Erm. Normal Erm.
Pass 75 68 68 60
Tagesk. 30 27 27 23

Ermäßigt: Menschen unter 25, Studierende, Arbeitssuchende, Behinderte u. Begleitung sowie Raiffeisen-, 4You-Card- und Ö1-Club­mitglieder. Ö1-Intro: Pass: € 52 / Tagesk.: € 21. Eintritt frei für Kultur­pass­inhaber u. Flüchtlinge.


Konzertprogramm am Freitag, 28. April 2023, ab 19.00:

Gratkowski/Kaufmann/deJoode/Buck
Fr 28.4., 19.00 Uhr:
 
GRATKOWSKI / KAUFMANN / DE JOODE / BUCK
Frank Gratkowski, Saxophone, Flöten
Achim Kaufmann, Klavier
Wilbert de Joode, Bass
Tony Buck, Schlagzeug, Perkussion
Vier erstklassige Instrumentalisten aus Deutschland, Holland und Australien in klassischer Jazzquartett-Besetzung mit einem Möglichkeitsspektrum, das allerdings weit über das herkömmliche "Klaviertrio plus Solist"-Konzept hinausgeht.

“Was ist dann die Zeit? Wenn mich niemand fragt, weiß ich es; wenn ich es dem, der fragt, erklären will, weiß ich es nicht.“ (Augustinus, Confessiones, um 400 n. Chr.)

Frank Gratkowskis Trio mit Achim Kaufmann und Wilbert de Joode gibt es seit mehr als 20 Jahren. In diesem Zeitraum haben die drei Musiker ihre Musik kontinuierlich vertieft und weiterentwickelt, auch durch die gelegentliche Erweiterung des Trios wie zum Beispiel durch die Hinzunahme des Perkussionisten Tony Buck. Ihre Musik war von Anfang an völlig frei, aus dem Moment geboren. Keine Proben, keine Absprachen, keine konzeptionellen Vorab-Überlegungen.

Die Verdichtung und Ausdehnung der Zeit ist ihre musikalische Philosophie – und das beherrschen sie auf so geniale Art und Weise, dass alles völlig organisch klingt. Wie riesige Vogelschwärme, die in Formationen fliegen, scheinen sie ein unsichtbares Radar zu haben, das Signale aussendet, die ihnen zeigen, was sie zu tun haben. Es ist intuitives Verständnis par excellence.

Was also ist Zeit? Hören Sie einfach zu, dann werden Sie es herausfinden!

CD: Flatbosc&Cautery, No Business Records, 2020

Phil Minton und Carl Ludwig Hübsch
Fr 28.4., 21.00 Uhr:
 
METAL BREATH
 
Phil Minton, Stimme
Carl Ludwig Hübsch, Tuba
Zwei erfahrene Improvisatoren mit ganz direkter Musik aus voller Seele: Feines, Wildes, Spannendes und Magisches entsteht spontan vor den Ohren der lauschenden Zuhörer.

„Was für ein Duo: Phil Minton, der Vokalakrobat, der vor Urzeiten mal Trompeter war und von grandiosen Hendrix-Interpretationen bis zu hinreißenden William Blake Vertonungen sich immer wieder bis an die Grenzen der menschlichen Tonerzeugung experimentiert. Und Carl Ludwig Hübsch; als Tubist im Jazzbereich mit jenen Musikern unterwegs, die in der avantgardistischen Suppe rühren (Dörner, Griener, Lillinger, Zoubek, um nur eine Handvoll zu nennen) und eben auch mit abenteuerlustigen Ausflügen in die Welt der Neuen Musik und der freien Improvisation.

Dass sich diese beiden Musiker zusammenfinden, ist nicht erstaunlich: Geistesverwandtschaft, die eine Generation überspringt. Was die beiden eint, ist die Lust an der experimentellen Auslotung der Möglichkeiten ihrer „Instrumente“. Minton singt nicht. Er pfeift, er produziert Obertonklänge um einen Augenblick später mit Klick-, Grunz- und Röchellauten rhythmisch zu akzentuieren. Nicht anders Hübsch: Er entlockt seiner Tuba zwar auch spezifische Töne, aber sein Instrument ist vor allem eins: Spielwiese.

Die beiden gehen aufeinander ein, reagieren und agieren traumwandlerisch und haben spür- und hörbar Freude an der gemeinsamen Arbeit – oder eben nur: am Spiel.“
Text: Frank Schindelbeck, Jazzpodium

CD: Metal Breath, inexhaustible Records, 2018

The Sea Trio
Fr 28.4., 23.00 Uhr:
 
THE SEA TRIO
 
Satoh Masahiko, Klavier
Otomo Yoshihide, E-Gitarre
Roger Turner, Schlagzeug, Perkussion
Roger Turner verbrachte in den vergangenen Jahren viel Zeit in Japan. Erste Resultate erreichen nun - mit pandemiebedingter Verzögerung - europäische Bühnen: Der englische Perkussionspionier in einem Trio mit zwei Gallionsfiguren der freien Szene Japans.

Roger Turner, Mitbegründer der europäischen Improv-Szene, ist seit einigen Jahren Teilzeitjapaner: Neben seinem Wohnort London hält er sich in den letzten Jahren oft in Tokio auf. Eine musikalische Nähe zur japanischen Szene gab es da wohl schon länger - erste Projekte mit Otomo Yoshihide fanden bereits Mitte der 1990er Jahre statt - jetzt aber kam zur musikalischen Nähe noch eine geografische und so entstand 2015 dieses Trio, das nun erstmals in Europa auftritt. Pointillistische Klanglandschaften wechseln sich hier ab mit intensiv treibendem Freejazz, um gelegentlich auch mal in avantgardistisch experimentellem Noise zu landen - oder - wie Roger das formuliert: „It can boil!“

Masahiko Satoh (*1941 in Japan) studierte Klavier und Komposition in Berklee/USA. Seit Ende der 1960er Jahre veröffentlicht er Aufnahmen eigener Projekte mit Musikern aus allen Teilen der Welt. In den 70ern entstanden wichtige Aufnahmen mit Attila Zoller und Albert Mangelsdorff. In den 80ern folgte ein sehr erfolgreiches US-Trio mit Eddie Gomez und Steve Gadd. Kooperationen in der jüngeren Vergangenheit u.a. auch mit Ken Vandermark und Paal Nilssen Love.

Otomo Yoshihide verbrachte seine Kindheit in Fukushima. Er begann mit dem klanglichen Potential diverser Elektrogeräte zu basteln und gründete schließlich eine Jazz-Rock-Band, in der er Gitarre spielte. Der weltweite Durchbruch gelang ihm in den 1990ern mit der Band „Ground Zero“. In Ulrichsberg war er zuletzt 2008 zu Gast.

CD: Sea, Relative Pitch Records, 2019


Konzertprogramm am Samstag, 29. April 2023, ab 15.00:

Annelie Gahl
Sa 29.4., 15.00 Uhr:
Ausgelagert, in der Pfarrkirche.
 
Hay que caminar soñando
 
Komposition von Luigi Nono, 1989
Annelie Gahl, Violine
Alexander Gheorghiu, Violine
Luigi Nonos letztes Werk "Hay que caminar soñando" ist in seiner fragilen Beständigkeit doch eins der schönsten überhaupt!

Annelie Gahl und Alexander Gheorghiu präsentieren ein italienisches Programm mit Stücken für zwei Violinen. Im Zentrum steht Luigi Nonos letzte Komposition „Hay que caminar soñando“ aus dem Jahr 1989. Den Titel entnahm Nono einer Inschrift, die er an einer Klostermauer in Toledo entdeckte: „Caminante no hay caminos hay que caminar“. Es lässt sich in etwa übersetzen mit: „Wanderer, es gibt keinen Weg. Die Wege entstehen im Gehen.“ Nono fügte noch das Wort „soñando“ - „träumend“ hinzu. In dieser Komposition sind die beiden Instrumentalisten aufgefordert, das Stück an verschiedenen Stellen im Raum zu spielen - sie durchwandern sozusagen den Raum traumwandelnd.

„Eingerahmt“ wird das Nono-Stück von zwei kurzen Bizinien von Caresana und Strozzi aus Neapel um 1650, dem zweiten Capriccio von Salvatore Sciarrino und dem Duo „Arc en ciel“ von Giacinto Scelsi.

Bereits während ihrer Studienzeit in Salzburg, Wien, Amsterdam und Illinois war es die Neue Musik, die auf die Wiener Geigerin Annelie Gahl eine besondere Anziehungskraft ausübte. Später wurde die Zusammenarbeit mit Sandor Vegh und Nikolaus Harnoncourt in Orchestern wie Camerata Salzburg und Concentus musicus, sowie die Mitwirkung im Klangforum Wien prägend. Internationale Anerkennung erlangte sie durch ihre Solo Einspielungen, auf denen sie Alte und Neue Musik verknüpft.

Alexander Gheorghiu studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst/Wien und am Institut für Jazz und Improvisierte Musik an der Anton Bruckner Universität Linz. Seit 1998 ist er Konzertmeister im Tonkünstler-Orchester NÖ, Leiter eigener Ensembles, wirkt im Vienna Improvisers Orchestra (VIO), im Chamber Orchestra of Europe und bei den Wiener Philharmonikern mit. Mit Marco Eneidi trat er in Wien, Nickelsdorf, Budapest und Hamburg auf.

Luca Tilli und Sebi Tramontana
Sa 29.4., 18.00 Uhr:
 
LUCA TILLI / SEBI TRAMONTANA
 
Sebi Tramontana, Posaune
Luca Tilli, Cello
Eine musikalische Freundschaft, entstanden anlässlich des italienischen Contra­indi­cazioni Festivals anfangs der 1990er Jahre: Luca Tilli aus Rom traf hier erstmals auf Sebi Tramontana aus Sizilien, um in weiterer Folge in einem langjährigen und bis heute andauernden Prozess eine höchstpersönliche gemeinsame Sprache zu entwickeln.

„Es ist schwer, diese Musik zu hören, ohne in ein Netz von Erinnerungen zu geraten. Ich traf Sebi Tramontana zum ersten Mal Anfang der 1990er Jahre während eines Controindicazioni Musikfestivals. Es war eine dieser Begegnungen, die von einem wunderbaren Vermittler inspiriert waren: Dem renommierten Musiker Mario Schiano, der seit Mitte der 1960er Jahre in Rom ein wahrer Katalysator für neue Ideen war und der auch der Motor für dieses Festival war, bei dem er dafür sorgte, dass es auch Musikern der jüngeren Generation offen stand, die sich von dieser kreativen Musik angezogen fühlten. Luca Tilli war ein solcher Cellist, der neu in der Szene war, aber bald bemerkt und willkommen geheißen wurde, um an dieser kleinen und phantasievollen Gemeinschaft teilzunehmen. Wenn ich mich recht erinnere, war es während einer der letzten Ausgaben, als Tilli selbst darum bat, dem sizilianischen Maestro Sebi Tramontana vorgestellt zu werden. Aus dieser Begegnung entstand eine Freundschaft und eine musikalische Zusammenarbeit, die sich im Laufe der Jahre in verschiedenen Formen weiterentwickeln sollte: Trios, Quartette und sogar eine Reihe von Theaterstücken. Im Lauf der Zeit entwickelten sie ihre eigene Sprache: Ein Katalog von Klängen, Gesten und Aktionen, die ihre endgültige Verwendung direkt in ihrem Duo fanden. Dieser Dialog klingt echt und tiefgründig, eine Art vierhändiges Tagebuch, in dem sich die natürlichen Stimmungen, Zeichen und Farben widerspiegeln. Basierend auf der Grundlage von Saiten, Holz, Atemluft und Blech fließen Anspielungen, Risse, poetische oder auch humorvolle Ausbrüche ineinander. Musikalische Geschichten, die man nicht mehr vergisst.“
Text: Fabrizio Spera

CD: Down at the Docks, We Insist Records, 2019

In Memoriam Global Village
Sa 29.4., 20.00 Uhr:
 
IN MEMORIAM GLOBAL VILLAGE feat. GÜNTER BABY SOMMER
Gunda Gottschalk, Violine, Stimme
Xu Fengxia, Guzheng, Sanxian, Stimme
Peter Jacquemyn, Bass, Stimme
Günter Baby Sommer, Schlagzeug
Basierend auf dem „Global Village“-Konzept des 2002 verstorbenen Wuppertaler Bassisten Peter Kowald musizieren hier vier versierte Top-ImprovisatorInnen, indem sie überzeugend aus dieser speziellen Tradition einer weltumspannenden freien Musik schöpfen.

Das freiStil-Magazin schrieb zur CD-Veröffentlichung des Trios 2018: „In Memoriam Global Village ist sohin beides, eine tiefe Verbeugung vor der Person und Kunst Peter Kowalds und zugleich eine Fortführung avancierter Tradition als unwiderstehlich intensives, komplexes, aus vollem Herzen gewachsenes Stück Musik, das schöner nicht vorstellbar wäre. Mit Weltmusik hat das nichts, mit Peter Kowald viel, mit hochintensiver, variantenreicher Impro-Musik alles zu tun. Respekt!“

Xu Fengxia, Gunda Gottschalk und Peter Jacquemyn sind durch die Begegnung und die Zusammenarbeit mit Peter Kowald reich beerbt worden. Der Anfang vielfältiger Kooperationen wurde durch Kowalds 365 Tage am ORT 1995 gesetzt. Von 1995 bis 2002 bildeten Xu Fengxia und Gunda Gottschalk das Basistrio von Kowalds Global Village Ensemble, welches MusikerInnen verschiedenster kultureller Herkunft zusammenführte. In Besetzungen vom Trio bis zum Sextett konzertierte Global Village in Europa und den USA. Die Verständigung verschiedenster Musikkulturen durch das Zwiegespräch der Improvisation hat sich im Schaffen von Gottschalk, Fengxia und Jacquemyn seitdem fortgesetzt.

Für das Kaleidophonkonzert haben die drei nun den Perkussionisten Günter Baby Sommer (* 1943 in Dresden), einen Free-Jazz-Musiker der ersten Generation in Europa und langjährigen Spielpartner von Peter Kowald, als Gast gewinnen können. Die Erweiterung zum Quartett verspricht, dass zu den klangvoll vernetzten Saitenklängen nun noch eine kräftige Farbe hinzutritt, um gemeinsam eine künstlerische Verständigung über die Grenzen der musikalischen Herkunft hinaus zu wagen.

CD: In Memoriam Global Village, El Negociti Records, 2018

Sylvie Courvoisier Trio
Sa 29.4., 22.00 Uhr:
 
SYLVIE COURVOISIER TRIO
 
Sylvie Courvoisier, Klavier
Drew Gress, Bass
Kenny Wollesen, Schlagzeug
Frisch ausgezeichnet mit dem deutschen Jazzpreis 2022, kredenzt die in New York lebende schweizerische Pianistin Sylvie Courvoisier komponiertes Material mit viel Freiraum für jazzinspirierte Trio-Improvisationen.

Eigentlich wollte Sylvie Courvoisier, als sie vor fast 30 Jahren nach New York ging, nur für drei Monate bleiben. Heute ist die 1968 geborene Pianistin und Komponistin aus der Schweiz immer noch dort und hat sich als eine prägende Figur der Downtown-Szene etabliert. Sie hat mit Mary Halvorson und John Zorn gearbeitet, spielt in verschiedensten Formationen vom Duo bis zum Quintett, schreibt Musik für Radio, Ballett und Theater. Im vergangenen Jahr wurde sie mit dem Deutschen Jazzpreis in der Kategorie Klavier/Keyboards International ausgezeichnet.

Ihre Arbeit im Pianotrio mit Schlagzeuger Kenny Wollesen und Kontrabassist Drew Gress ist von abrupten Brüchen, Dissonanzen und Gestaltänderungen gekennzeichnet. Das verwendete Klangspektrum reicht von einer filigranen Ästhetik über elastischen Swing bis zu kräftigem, virtuosem Powerplay, das bisweilen an den Altmeister der Klavierekstase, Cecil Taylor, erinnert.

„Die große Kunst von Courvoisiers Trio besteht darin, einen an sich streng formalen Ansatz so spielerisch leicht, so aus dem Moment heraus rüberzubringen, dass beim Zuhören die reinste Freude aufkommt. Genau diese Mischung aus Herz und Hirn, musikalischer Intelligenz und kontrollierter Sinnlichkeit, aus Ernstem und Unterhaltendem ist das Alleinstellungsmerkmal dieser Band.“ (Alexander Drcar)

CD: Free Hoops, Intakt Records, 2020


Konzertprogramm am Sonntag, 30. April 2023, ab 16.00:

Peter Ablinger und Biliana Voutchkova
So 30.4., 16.00 Uhr:
 
AN DEN MOND |
DAS ÖKOLOGISCHE MANIFEST
 
Biliana Voutchkova, Violine, Stimme
Peter Ablinger, Zuspielung, Stimme, Objekte
Peter Ablingers neues Stück „An den Mond“: Eine "al fresco Komposition", die er gemeinsam mit der bulgarischen Geigerin Biliana Voutchkova während eines Corona-Lockdowns erarbeitet hat. Zusätzlich werden Ablinger und Voutchkova gemeinsam „Das ökologische Manifest“, eine kurze Stimme-Violine Improvisation, performen.

Ein besonderer Gast des Kaleidophons ist der österreichische, in Berlin lebende Komponist Peter Ablinger: Ablinger hat im Lauf der Jahre in Ulrichsberg immer wieder Arbeiten präsentiert – von kleineren Beiträgen, wie beim Konzert in Glöckelberg 1995, bis zur großen „Landschaftsoper Ulrichsberg“ (2009), deren erster Akt, das Arboretum Seitelschlag – eine Baumpflanzung nach akustischen Gesichtspunkten – nach wie vor und nunmehr in seinem 15. Bestandsjahr in Seitelschlag zu begehen, besichtigen und „behören“ ist.

„An den Mond – Magic spells for a healthier life“ (2021) heißt sein neues Stück, das aus 16 Abschnitten bzw. 16 „Zaubersprüchen“ besteht, die in Anlehnung an das Buch „Antike Zaubersprüche, griechisch, lateinisch, deutsch“ entstanden sind. 15 Abschnitte sind für Violine und Stimme geschrieben, in einem Abschnitt spielt eine alte Zither eine Rolle. Das Stück wird beim Kaleidophon von der bulgarischen und in Berlin lebenden Geigerin Biliana Voutchkova aufgeführt. Voutchkova und Ablinger haben „An den Mond“ 2021 in Berlin während eines Corona-Lockdowns in einem gemeinsamen Prozess erarbeitet. Ablinger: „Ich wollte nach einer für mich ungewohnten Methode vorgehen: diesmal nicht zuerst zu komponieren und anschließend das Ganze aufzunehmen, sondern zu komponieren während der Aufnahme, gewissermaßen „al fresco“ zu schaffen...“. Konkret: Zu den Instrumenten hinzu kommt eine elektronisch herbeigeführte und bewusst erzeugte Abweichung in Form einer vielstimmigen Schichtung des Klanges, mit bis zu 31 Schichten. Zum Abschluss des Konzertes werden Ablinger/Voutchkova im Rahmen des kurzen Stückes „Das ökologische Manifest“ zusammen improvisieren!

CD: An den Mond, Inexhaustible Editions, 2021

Josef Novotny & Peter Herbert
So 30.4., 18.00 Uhr:
 
JOSEF NOVOTNY & PETER HERBERT
 
Josef Novotny, Klavier, Elektronik
Peter Herbert, Bass
Das österreichische Duo zwischen Kammermusik, Jazz und freier Improvisation zeigt: Virtuosität besteht nicht nur darin, möglichst viele Töne in kurzer Zeit zu spielen. Entscheidend ist viel mehr die Genauigkeit, Dinge konzentriert auf den Punkt zu bringen.

Bereits mehrmals kreuzten sich die musikalischen Wege von Peter Herbert und Josef Novotny. Verdächtig war jedes Mal ein stilles Einverständnis im Zusammenspiel, als gäbe es innere Metronome, die kabel- und wortlos miteinander synchronisiert sind. Diese vage Vermutung musste überprüft werden: Irgendwann soll Gewissheit herrschen! Es war also unvermeidbar, früher oder später dieses Duo zu gründen.

Stilistisch gibt es keine Tabus. Die in vielen Genres versierten Musiker erlauben sich gegenseitig, jederzeit jede Richtung einzuschlagen. Unterschiedliche Stile zu mischen ist riskant, aber ähnlich wie bei giftigen Substanzen ist es eine Frage der Dosis, ob die Wirkung heilend, berauschend oder tödlich ist. Die Extreme sind eher unwahrscheinlich, ausschließlich in der Mitte zu bleiben, könnte langweilig werden. Fazit: Notwendig sind Todesmut in die eine Richtung und Naivität in die andere Richtung. Aber: All das ist nicht Konzept, sondern etwas, das von selbst passiert, wenn die beiden Musiker miteinander spielen.

Peter Herbert, ein Vorarlberger Bassist/Komponist, der seit 2003 in Paris und Wien (zuvor 16 Jahre in New York) lebt, Hans Koller-Preisträger 2001, spielt als gefragter Sideman mit Musikern wie Marc Copland und John Abercrombie, ist Mitwirkender an über 180 Aufnahmen. Seit 2007 unterrichtet er am Institut für Jazz und Improvisierte Musik an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz eine kleine Kontrabassklasse.

Josef Novotny, *1963 in Meggenhofen/Oberösterreich, studierte Orgel und Komposition, bewegt sich seit 1992 im Bereich zwischen Jazz und Neuer Musik, zwischen komponierter und improvisierter Musik. Mitwirkung an über 40 Tonträgerveröffentlichungen - u.a. mit Max Nagl, Burkhard Stangl, Katharina Klement, Hannes Löschel, John Russell, David Tronzo, Gerry Hemingway und Tony Buck.

CD: Prolifics, col legno, 2022

Jane in Ether
So 30.4., 20.00 Uhr:
 
JANE IN ETHER
 
Miako Klein, Blockflöten / Paetzold
Magda Mayas, Klavier
Biliana Voutchkova, Violine, Stimme
Drei erfahrene Musikerinnen mit geografisch wie musikalisch höchst unterschiedlicher Herkunft, die seit 2019 in Berlin an einer gemeinsamen Musik arbeiten, die von fragil-feldmanesken Texturen bis zu dichten Geräuschclustern reicht.

Das 2019 gegründete Berliner Trio „Jane in Ether“ setzt sich aus der Blockflötistin Miako Klein, der Pianistin Magda Mayas und der Geigerin Biliana Voutchkova zusammen. Die drei Musikerinnen sind aufgrund reger Auftrittstätigkeit international bekannt und etabliert. Alle drei haben an zahlreichen Aufnahmen und Produktionen in den Bereichen Improvisation, zeitgenössische Musik und Performance mitgewirkt.

Klein, Mayas und Voutchkova, die aus aus unterschiedlichen musikalischen Hintergründen, Genres und Stilen stammen, konzentrieren sich auf die Entwicklung von Echtzeitkompositionen, die die dynamischen und klanglichen Möglichkeiten ihrer jeweiligen Instrumente ausloten und diese unkonventionell erweitern. Das Hauptaugenmerk des Trios liegt auf der Vielfalt der Klangfarben, die sich aus der Kombination der Instrumente ergeben, wenn sie sich überlagern oder nebeneinander existieren, sowie auf der Erarbeitung fragiler Texturen, die teils am Rande der Hörbarkeit schweben, um dann mitunter spontan die Richtung zu wechseln und einen dynamischen Raum für dichte Geräuschcluster zu öffnen.

Miako Klein, studierte Flöte und Geige, spielt in Ensembles für Alte Musik, Neue Musik und Improvisation. Magda Mayas, studierte Jazzklavier (u.a. bei Georg Gräwe und Misha Mengelberg), dzt. aktiv in Improv-Projekten u.a. mit Laura Altman, Monika Brooks, Christine Abdelnour, John Butcher und Tony Buck. Biliana Voutchkova interpretiert, komponiert und improvisiert u.a. in Ensembles wie Splitter Orchestra und Zeitkratzer. Darüberhinaus ist sie Gründerin und Kuratorin des DARA String Festivals in Berlin.

CD: Spoken/Unspoken, Confront Core Series, 2021

Last Dream of the Morning
So 30.4., 22.00 Uhr:
 
LAST DREAM OF THE MORNING
 
John Butcher, Tenor- u. Sopransaxophon
John Edwards, Bass
Mark Sanders, Schlagzeug, Perkussion
Drei Meisterimprovisatoren aus England, die gemeinsam an einer erstaunlich präzisen Kollektiv-Improvisation arbeiten – von verhaltenem und typisch britischem Pointillismus bis zu energetischen und jazzinspirierten Freiflügen.

Daniel Spicer writes in Jazzwise: “These three hugely experienced British improvisers have played together in various formations over the years but, strangely enough, Last Dream of the Morning is their first ever trio date. With players of this calibre - all working at the very pinnacle of European improv - it hardly matters: the level of rapport and collective virtuosity is astonishing.”

Of course, Edwards and Sanders have worked together for decades in countless settings - groups with Charles Gayle, Steve Beresford, Sarah Gail Brand, Roscoe Mitchel & Elliott Sharp just scratching the surface. Butcher began playing with Sanders in the late 80s and Edwards in the late 90s - often in duo (including the drums/sax project “Tarab Cuts” based around early Arabic recordings). This trio formed in 2016 for a recording session and, give or take the odd pandemic, has played regularly ever since.

Their music has attracted writing from a number of perspectives. Chris Searle in the Morning Star: „A lucid exposition of how the concept of musical leaders becomes an irrelevance to this trio, so much are they as one with a sonic unity, a metaphor for a different kind of society expressed with so much clarity in the realms of free jazz.”

Stuart Broomer on the Freejazzblog: “Between Sander’s nest of metallic percussion sounds, Edwards’ pulsing undercurrent and Butcher’s industrial-strength tenor sound, the three resemble some of Sun Ra and the Arkestra’s more inspired adventures, an astonishing achievement for a trio.“
Text: John Butcher

CD: Last Dream of the Morning, Relative Pitch Records, 2016

JAZZATELIER ULRICHSBERG
Badergasse 2, A-4161 Ulrichsberg. Tel: 0043 7288 6301 / eMail: jwinter@jazzatelier.at / Web: www.jazzatelier.at