JazzatelierUlrichsberg

Ulrichsberger Kaleidophon 2016

Do 5. Mai bis Sa 7. Mai 2016 im Jazzatelier Ulrichsberg

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Kaleidophonplakat 2016
Do 5. Mai ab 19.00 Uhr:
Circadia
Klement/Siewert
Canada Day
Fr 6. Mai ab 18.00 Uhr:
Will Guthrie Solo
Para
Wooley-Sandell-Floridis-Wachsmann-Lytton
Xenofox
Sa 7. Mai ab 17.00 Uhr:
Scelsi Projekt
Trio lll人
Sten Sandell Solo
PaPaJoSh
Thomas Paster, Ausstellung
PresseSpiegel
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Zwei schwarze Löcher, die sich vor 1,3 Milliarden Jahren mit zunehmender Geschwindigkeit solange umkreisend annähern, bis sie schließlich unter Absonderung unvorstellbar großer Energiemengen ineinander stürzen. Das Resultat dieser Geschichte erreicht im September 2015 unser Raum-Zeit-Gefüge als unendlich kleine Gravitationswelle - und wir Menschen sind in der Lage diesen feinen Hauch aus der Vergangenheit unseres Sonnensystems zu messen! Aber mit Flüchtlingswellen umzugehen, die uns gerade jetzt als Folge unendlich grober Unmenschlichkeit und Ungerechtigkeit erreichen, das stellt uns anscheinend immer noch vor unlösbare Herausforderungen. Wie kann das sein? Warum ist das so? Und auf jeden Fall: Das sollte sich dringend ändern!

Hier jedenfalls geht es aber sowieso um noch einmal andere Wellen: Schallwellen. Menschen, die sich damit beschäftigen Luft in Schwingung zu versetzen, um damit interessante, schöne, vielleicht sogar zuvor nie dagewesene Ergebnisse zu erzielen, die bei unseren Ohren als das ankommen, was wir dann eben Musik nennen. Auch das setzt viel Wissen über Zeit, vergangen oder gegenwärtig, Raum und soziale Interaktion voraus, und auch das reicht in seiner Bandbreite von kaum mehr mess- und hörbar bis zu massiv und unüberhörbar. Außerirdische werden es irgendwann eine der erstaunlichsten Angewohnheiten der Erdlinge nennen, dass sie sich von Zeit zu Zeit versammeln, um den Umgang mit diesen Schallwellen zu üben. So gesehen würde es wohl auch ein vorteilhafteres Licht auf uns Menschen werfen, wenn der Umgang mit Flüchtlingswellen noch beobachtbar besser verliefe...

Wie auch immer: Elf Konzerte mit aktueller Musik aus den Bereichen Jazz, Neue Musik und Improvisation stehen auf dem Programm der 31. Ausgabe des Ulrichsberger Kaleidophons. Etwa dreißig Musiker und Musikerinnen aus verschiedensten Teilen der Welt werden die Jazzatelierbühne bespielen. Ensembles mit langjähriger Geschichte wechseln sich ab mit neuen Projekten. Akustisches steht neben Elektronik, Geschriebenes neben Improvisiertem. Die bunte Mischung kreativer Ansätze ist es einmal mehr, die das Kaleidophon prägt.

Eintrittspreise (Euro):
Nichtmitglieder Mitglieder
Normal Erm. Normal Erm.
Pass 73 67 67 59
DO 27 24 24 20
FR,SA 30 27 27 23

Ermäßigungen: Menschen unter 25, Studenten, Arbeitssuchende, Behinderte und Begleitung sowie Raiffeisen-, Blas­musik­jugend-, 4You-Card- und Ö1-Club­mitglieder. Eintritt frei für Kultur­pass­inhaber und Flüchtlinge.


Konzertprogramm am

Circadia
Do 5.5., 19.00 Uhr:
 
CIRCADIA
 
Kim Myhr, Gitarre
David Stackenaes, Gitarre
Joe Williamson, Bass
Tony Buck, Drums
Viel Detailarbeit an den Sounds, gepaart mit einer massiv rhythmischen Komponente mit großer Sogwirkung.

Das Quartett „Circadia“ besteht aus den zwei skandinavischen Gitarristen Kim Myhr und David Stackenaes, dem derzeit in Stockholm lebenden Bassisten Joe Williamson und dem australischen Drummer Tony Buck. Die Band agiert weitgehend akustisch, verfügt aber aufgrund der ausgefeilten individuellen Klangsprachen der vier Beteiligten über ein erheblich umfangreicheres Ausdrucksspektrum, als sich aus der Instrumentierung vermuten ließe. Enorme Detailverliebtheit hinsichtlich Klangfarbe, Struktur und Dynamik verbindet sich hier mit rhythmischem Drive.

Magnus Nygren schreibt im Svenska Dagbladet über Circadia: „The instrumentation of two guitars, bass and drums normally sounds different. With a change of roles where the guitarists David Stackenaes‘ and Kim Myhr‘s repeated melodies create rhythmic ground while Tony Buck’s drums and Joe Williamson’s bowed bass contributes more sustained sounds. It is a fairly quiet music where the variation is controlled by changes in dynamics. But surely, there is a whole lot going on at the detailed level. Stackenaes and Myhr plucks a whole array of tones, as well as fingerpicking and intricate harmonies.“

CD: "Circadia", Sofa Records, 2016

Vor allem die elektronischen Erweiterungen sind es, die das Klangbild in diesem Duo prägen.

Mit gänzlich analogem Instrumentarium - Klement am präparierten Klavier und Siewert an der E-Gitarre, beide auch am Synthesizer - entwerfen die beiden in sensibler gemeinsamer Improvisation nahezu orchestrale Klangwelten, die in ihrer formalen Stringenz mitunter fast auskomponiert anmuten.

Die ungemeine Vielfalt der Spielweisen und der dadurch entstehenden Klänge werden durch den Willen zu Form zu komplexen und organischen musikalischen Prozessen. Manchmal klar ihrer Entstehung zuordenbar, manchmal von ihrem spielerischen Ursprung losgelöst, erzeugen die akustischen und elektrischen Klänge vielgestaltige Netzwerke von Obertonstrukturen von bald überirdischer Schönheit, bald schroffer Metallizität. Oft meint man einen musikalischen Nukleus zu erkennen, aus dem die Protagonisten mit minimalen Mitteln beinah traumwandlerisch reichhaltige Texturen schaffen. Da kann ein einzelner unscheinbarer Impuls sich zu einem wuchtigen Klangmassiv entwickeln, nur um dann in erstaunlicher Einvernehmlichkeit plötzlich zu zerstäuben. Jede Aktion ist hier immer auch Reaktion und doch als selbständiges Ereignis formbildend und kann jederzeit zu einer unerwarteten Verschiebung der Perspektive führen.

Die Spannung ist in jedem Ton fast greifbar. Hier haben zwei außergewöhnliche Musiker eine ganz eigene Klangsprache gefunden, und sie haben damit bemerkenswerte Dinge zu erzählen. (Text: Stephan Sperlich)

Katharina Klement, Composer-Performer im Bereich von notierter und improvisierter Musik, geb. 1963 in Graz, lebt in Wien. Martin Siewert, beschäftigt sich als Solist und in Gruppen mit improvisierter und komponierter Musik, geb. 1972 in Saarbrücken, lebt in Wien.

CD: "hoverload", chmafu nocords, 2016

Eisenstadt schreibt für "Canada Day" Kompositionen mit klarem Jazzbezug und viel improvisatorischem Freiraum.

Harris Eisenstadt, geboren in Kanada, lebt - wie alle anderen Bandmitglieder auch - in Brooklyn. Seit 2007 betreibt er sein Ensemble „Canada Day“. Von Anfang an war da die Idee einer langfristig agierenden „working group“, eine Gruppe in klassischer Jazzbesetzung, die sich über die Jahre entwickeln können sollte. Ein Vehikel zum Erforschen und Erkunden einer Vielzahl kompositorischer und improvisatorischer Konzepte.

Swingender Modern-Jazz steht hier gleichberechtigt neben experimentelleren Ansätzen. Eisenstadt leitet vom Schlagzeug aus und gibt in seinen Kompositionen lediglich den Rahmen vor. Die genaue Erscheinungsform der Stücke entsteht kollektiv und in jeder Aufführung neu.

Trompeter Nate Wooley, wie Peter Evans und Dave Douglas einer der großen Trompeter der Gegenwart, zeichnet sich vor allem durch eine unglaubliche Versiertheit aus: Seine Ausdrucksbandbreite reicht mühelos von traditionellem Jazz bis zu hochabstrakten Klanglandschaften. Saxophonist Matt Bauder, ebenfalls ein Spieler mit viel Erfahrung sowohl in Jazz- als auch in Improv-Zusammenhängen, hatte sein Kaleidophondebut schon vor einigen Jahren - im Trio „Memorize the Sky“ mit Aaron Siegel und Zach Wallace. Bassist Pascal Niggenkemper war zuletzt 2011 mit Joachim Badenhorst und Frantz Loriot (Trio BaLoNi) zu Gast in Ulrichsberg. Alle drei, Wooley, Bauder und Niggenkemper, sind auch als Leiter eigener Ensembles tätig.

CD: "Canada Day IV", Songlines, 2015


Konzertprogramm am

Will Guthrie

Fr 6.5., 18.00 Uhr:
 
WILL GUTHRIE SOLO
 
Will Guthrie, Schlagzeug und Perkussion

Langjähriges Erforschen der technischen und klanglichen Möglichkeiten der Perkussion münden hier in Musik, die poetische Momente und druckvolle Passagen vereint.

„Lessons learned, in terms of structure and pacing, almost like some diabolical amalgam of Art Blakey and AMM. Thunder, roiling, deeply grooved, wonderfully cadenced, initial hanging clusters tumbling into roll upon billowing roll. This is dextrous music. This is virtuosic music. And yet, it doesn‘t preen, isn‘t overweening. There‘s such an openness about it, such an obvious joy in the playing that those concerns go by the board. Smaller sounds up front but just when you think, ‚Ah, this will be the spacey track‘, matter start boiling once again. Guthrie keeps things on a delicious low heat, scrapes and sticks spattering, metal ringing, slowly coalescing until the skins take over, heat kept at medium, but such subtle playing. Some of you may recall Barry Atschul‘s intricate solo feature on the Circle ‚Paris Concert‘ recording from 1971. This is kinda like that. But better.“ (Brian Olewnick in seiner Besprechung der 2012 erschienenen Guthrie-Solo-CD „Sticks, Stones &Breaking Bones“.)

Will Guthrie ist ein australischer Drummer, der derzeit in Nantes/Frankreich lebt. Neben seiner intensiven Schlagzeug-Solotätigkeit arbeitet er in Freejazz-Gruppen wie „The Ames Room“ (mit Jean-Luc Guionnet und Clayton Thomas) und in Kompositions-Improvisationsprojekten wie „The Sommes Ensemble“. Sporadische Zusammenarbeit weiters mit Musikern wie Jerome Noetinger, Keith Rowe, Anthony Pateras und Ava Mendoza. Zusätzlich zur rein musikalischen Tätigkeit ist er schon seit seiner Studienzeit in Melbourne immer auch als Konzert- und Festivalorganisator in Erscheinung getreten und betreibt mit „Antboy-Music“ eine eigene Veröffentlichungsplattform für experimentelle und improvisierte Musik.

LP: "Sacrée Obsession", iDEAL-Records, 2015

Das Trio schafft zeitgenössische Echtzeit-Kompositionen aus einer experimentellen Tonsprache.

„In aller Seelenruhe beginnt Elena Kakaliagou ins Horn zu blasen, nach und nach setzen Ingrid Schmoliner und Thomas Stempkowski markante Duftnoten. Von Beginn spürt man: Diese Musik hat viel Luft zum Atmen, sie entsteht nicht unter Stress, niemand muss sich etwas, und Virtuosität schon gar nicht, beweisen. Mit einer großen Portion Einfühlungsvermögen und unter sparsamen Einsatz der Mittel spielt das Trio das Notwendigste, das sich als das Ideale herausstellt. Dieses Maß halten erfordert freilich einiges Selbstvertrauen und die präzise Einschätzung eigener Möglichkeiten. Innerhalb dieser Beschränkung auf ein stilles Brüten blühen allerdings individuelle und kollektive Freiheiten. Überraschende Hakenschläge sind in diesem Bandkonzept inhärent, weil strukturell angelegt. Plötzlich spricht Kakaliagou einen Text, der durch seine Melodie an Soul gewinnt. Schmoliner versetzt die Saiten innerhalb des Klaviers in Schwingungen, Stempkowski jene seines Kontrabasses. Hohe Konzentration, höhere Spielintelligenz, höchste Gefühle.“ (Text: Andreas Fellinger, freiStil-Magazin)

Para wurde 2011 gemeinsam von der griechischen Hornistin Elena Kakaliagou mit den beiden österreichischen MusikerInnen Ingrid Schmoliner und Thomas Stempkowski gegründet. Kakaliagou spielt in Ensembles mit Robin Hayward und Hilary Jefferey. Ingrid Schmoliner ist (wenn sie nicht gerade Jodel-Unterricht gibt!) Mitglied im Trio Watussi mit Joachim Badenhorst und Pascal Niggenkemper. Thomas Stempkowski spielt u.a. mit dem Trompeter Thomas Berghammer.

CD: "PARA - phore", Listen Closely, 2014

Fünf erfahrene Improvisatoren in einem freien, rücksichtsvoll sensiblen Dialog, ohne Vorgaben und Absprachen.

Eigentlich ist dieses Quintett im Kern zunächst einmal ein Trio: Floros Floridis, geboren in Thessaloniki, lebt in Berlin, spielt seit Jahren gemeinsam mit dem englischen Geiger Philipp Wachsmann und dem ebenfalls in England geborenen aber in Belgien lebenden Perkussionisten Paul Lytton.

Gelegentlich erweitern die drei ihr Trio mit dem schwedischen Pianisten Sten Sandell und dem US-amerikanischen Trompeter Nate Wooley zum Quintett. Zuletzt zum Beispiel im Vorjahr, im Rahmen der „Nickelsdorfer Konfrontationen 2015“.

Was dann passieren kann, das konnte man bei dieser Gelegenheit recht gut beobachten: Fünf erfahrene Improvisationsmusiker, jeder für sich ein eigener musikalischer Kontinent, in einer offenen Dialogsituation. Einerseits frei von festgefahrenen Gruppenmustern, andererseits vertraut genug um gemeinsam tragfähige Resultate zu erzielen.

Das muss nicht immer funktionieren, trägt aber immer die hohe Wahrscheinlichkeit in sich, spontan, ungeplant und für Spieler und Zuhörer gleichermaßen unvorhersehbar, in musikalisches Gelände vorzudringen, das mit Komposition wohl nicht zu erreichen wäre. Es muss gar nichts, kann mitunter aber unerhört viel!

"Mit Hirn, Charme und Kanone. Unprätentiöser Free Jazz. Virtuos, aber hier dürfen auch der Grunge, der Noise, der Knüppel und der Sumpf." (freiStil)

Da klirrt es doch auch mal heftig im Porzellanladen der Musikgeschichte. Es geht aber irgendwie nie ums Kaputtmachen. Die Entwicklung, das Dazwischen, die heimliche Ruhe im Gewusel der Scherben macht da irgendwas Sonderbares mit einem. Dahinter steckt eine Schaffenswut, die mit genügend Gelassenheit daherkommt, dass irgendwann immer wieder alles zu einem mäandernden Ganzen zusammenkommt. Eine utopisch organische musikalische Wildnis wuchert und greift so respektlos um sich, dass dem gepflegten europäischen Konzertparkett angst und bange werden könnte um seine gebohnerten Dielen. (Band-Info)

Olaf Rupp, aufgewachsen in Hundsrück, lebt in Berlin. Spielt improvisierte Musik seit frühester Jugend, u.a. in Gruppen und Projekten mit John Zorn, Peter Brötzmann, Tony Buck und Tristan Honsinger. Rudi Fischerlehner, gebürtiger Oberösterreicher, lebt in Berlin. Drummer in zahlreichen Projekten verschiedenster Schattierung von Jazz, Post-Rock, improvisierter und experimenteller Musik.

CD: "Live at Lydfestival Aarhus", Farai-Records, 2015


Konzertprogramm am

Tonbandmaterial von Giacinto Scelsi als Basis. Nach und nach steigen die Instrumente ein, um die Zuspielung zu reflektieren.

Tonbandmaterial des italienischen Komponisten Giacinto Scelsi (1905-1988) dient hier zunächst als Ausgangspunkt. Erst nach und nach steigen die Musiker des Klangforums Wien ein, um die Zuspielung zu reflektieren. Uli Fussenegger (geboren 1966, lebt in Wien) über sein Stück:

„Bei meinen Besuchen im Archiv der Fondazione Isabell Scelsi in Rom hörte ich einige der Tonbandaufnahmen von Scelsis Ondiola-Spiel. Nach vielen Monaten der Beschäftigung damit kam mir die Idee, etwas Neues auf der Basis dieser ungewöhnlichen Materialien zu machen.

Der Umgang mit historischem Klangmaterial wirft unausweichlich die Frage auf, wie man sich ihm nähert. Die Qualität dieser Aufnahmen ist bestenfalls auf Homerecording-Niveau; was mir aber bedeutend erscheint, ist der spezifische Ondiolaklang, der etwas eigentümlich Trashiges an sich hat. Man fühlt sich unwiderstehlich an die Heimorgeln der Sechzigerjahre erinnert. Besonders angesprochen hat mich die unglaublich individuelle und manchmal auch komplexe Art, wie Scelsi es verstand, dem Ondiolaklang eine Unverwechselbarkeit einzuhauchen.

Seine Raffinesse der Phrasierung, Artikulation und des Vibrato, die spektakulär fein gerasterte Mikrotonalität, die oft elegante Art, die genannten Parameter zu variieren - und eben die ‚herausgelöste‘ Zeitlichkeit mit einem weitgehenden Verzicht auf ein Metrum: all das macht dieses Material zu etwas Eigentümlichem und Autonomem.

Das klanglich Spezifische der Ondiolen bleibt ebenso wie Scelsis unverkennbarer Spielgestus in meinem Tonbandstück unangetastet. Weder die Zeitstrukturen noch die Tonhöhen wurden verändert. Die einzigen klanglichen Manipulationen, die ich vorgenommen habe sind Entrauschungen, Filterungen und dynamische Kompression, um die spezielle Patina der Originale nicht in Frage zu stellen.

Zusammenhängende ein- und zweistimmige Passagen, die ich nach charakteristischen harmonischen und zeitlichen Aspekten ausgewählt und angeordnet habe, bestimmen den formalen Verlauf des Stückes. Scelsis Klänge sollten ihr Eigenleben behalten, ohne in einer abstrakten formal-musikalischen Matrix zu etwas ungewollt Fremdartigem zu mutieren. Man könnte von einem Remix sprechen, nicht eines spezifischen Stückes, sondern von Klangmaterial, das in einem Zeitraum von 25 Jahren entstanden ist.“

Finding, twisting and hammering out an expanding musical universe balanced only by its own logics…

Wright, Yoshikawa und Abbott begannen ihre gemeinsamen Klangforschungen 2009 in London. Ein erstes Konzert spielte das Trio im Jahr 2012 in einem Londoner Club. Sowohl der bis dahin gefundene Bandname „lll人“ als auch CD-Titel wie „vjerhanxsk“ entziehen sich ja eher der gängigen kapitalistischen Verwertungslogik. Das konnte letztlich aber auch nicht verhindern, dass der englische Musikkritiker Philip Clark „vjerhanxsk“ auf seine für den Guardian erstellte Liste der fünf besten Experimental Music-CDs 2015 setzte (neben Philip Jeck, Laura Cannell, Christian Wolff und Eva-Maria Houben). Weil - so Clark: „The music they make, moves far beyond the puppet-string connectivity with which small-group free jazz/improvisation often works – one part moves, the others bend to accommodate. Each musician feels like a point in a landscape with a volatile will of their own that keeps the whole thing moving forwards.“

Seymour Wright war vor einigen Jahren schon einmal in Ulrichsberg - im Trio „Sum“ mit Eddie Prevost. Neben intensiver Solotätigkeit betreibt er Duos mit Ute Kanngiesser, John Butcher und Nate Wooley. Daichi Yoshikawa kommt aus Japan, lebt dzt. in London und Berlin. Seine Sounds entstehen im Wesentlichen aus Feedbacks, die er mit Kontaktmikrofonen aus Objektresonanzen gewinnt. Neben seiner musikalischen Tätigkeit kuratiert er Konzertreihen mit experimenteller Musik. Paul Abbott lebt und arbeitet in London. Sein selbstdefiniertes künstlerisches Aufgabengebiet umfasst neben Musik auch Sprache und Politik. Als Ausdrucksmittel dazu dienen ihm - neben dem Schlagzeug - die Performance und das Publizieren von Texten.

CD: "vjerhanxsk", Eigenvertrieb der Musiker, 2015

Sten Sandell

Sa 7.5., 21.00 Uhr:
 
STEN SANDELL SOLO
 
Sten Sandell, Klavier

Sandells Hauptanliegen ist das Solospiel. Höchste Zeit also, dieses vor den Vorhang zu holen!

„Wäre ich ein bildender Künstler, der nummerierte Felder mit vorgegebenen Farben ausmalen müsste, würde ich etwas anderes machen wollen. Wäre ich ein Schriftsteller, der nur schreiben dürfte, was andere diktieren, würde ich etwas anderes machen wollen. Wenn ich als Musiker nach vorgegebenen Noten spielen müsste, statt zu improvisieren, würde ich etwas anderes machen wollen.“ (Sten Sandell)

Der in Stockholm 1958 geborene Pianist Sten Sandell gehört zu den vielseitigsten Musikern der schwedischen Improvisationsszene und arbeitet auch als Komponist, Elektroniker, Stimmperformer, Perkussionist und Produzent. Zu seinen langjährigen musikalischen Partnern gehören unter anderem Mats Gustafsson, Raymond Strid, Peter Soderberg, Sven-Åke Johansson, Paal Nilssen-Love, Evan Parker, Nina de Heney oder Sofia Jernberg. Darüber hinaus arbeitet er regelmäßig mit bildenden KünstlerInnen, Schriftstellern und TänzerInnen zusammen und tritt als Solist auf. 2012 wurde Sandell der Jazzpreis der Königlichen Musikakademie Stockholm verliehen. 2013 promovierte er an der Universität Göteborg mit einer Arbeit über Kommunikationsstrategien in improvisierenden Ensembles. (Text: Julia Neupert)

CD: "Music in the world of", LJ-Records, 2006

PaPaJo, das "Metainstrument" (P.N.Wilson), erweitert um die Sängerin und Performerin Shelley Hirsch aus New York.

Zur anstehenden 15jahre-Jubiläumstour gönnen wir drei PaPaJo‘s uns eine „Sh“. Der Gedanke mal wieder eine Stimme dazu zu nehmen hatte zur Folge, dass aus den drei Mündern des „Metainstrument“ (P.N.Wilson) auf den Punkt „Shelley“ ertönte. So dehnen wir das „Lieblingstrio ohne Piano“ (Alex Schlippenbach) aus auf eine feine Stimme und kleine Geschichten. (Text: Paul Hubweber)

15 years PaPaJo, also lovers of voices. The idea to include vocals once again made the three guys of the „Metainstrument“ (P.N.Wilson) speak simultaneously: “Shelley“. So we will extend the „The trio without piano I love the most“ (Alex Schlippenbach) with a keen voice and funny stories. (P.H.)

CD: PaPaJo "simple game", Cadence Records, 2008


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