sat. dec 03 2022
jazzatelier
ulrichsberg/Austria

Christine Abdelnour & Christof Kurzmann
Christine Abdelnour Sehnaoui, Altsaxophon | Christof Kurzmann, lloopp
Christine Abdelnour Sehnaoui, Altsaxophon | Christof Kurzmann, lloopp

Christine Abdelnour, geboren 1978, stammt aus dem Libanon, lebt in Paris. Die Arbeit im Duo zählt zu den vor ihr bevorzugten Formaten: Michel Waisvisz, Andy Moore und Magda Mayas waren zB. bisherige Duopartner. Folgendes war im Programmheft zum Welser Unlimited Festival #28 über sie zu lesen:
"Klassische Musik in den Konzertsälen war ihr zu strikt, zu streng. Vielmehr war Christine Abdelnour beeindruckt von Saxophonisten wie John Butcher, Evan Parker, Peter Brötzmann oder Mats Gustafsson. Nachdem die Französin 1997 improvisierte Musik entdeckt hatte, begann sie mit dem Eigenstudium und dem Experimentieren mit Sounds an ihrem Altsaxophon. Gleichzeitig war Abdelnour aber auch zunehmend von elektroakustischer und rein elektronischer Musik fasziniert und versuchte, die typischen Klänge des Saxophons loszuwerden. Mit dem Resultat, dass sie Techniken entwickelte, die das Saxophon ganz und gar nicht mehr nach ebendiesem klingen lassen. Sie schafft seither Sounds, die der elektroakustischen Musik sehr nahe sind, allerdings mit dem Unterschied, dass diese mit einem akustischen Instrument erzeugt werden."
Christof Kurzmann (geboren 1963 in Wien) ist in Ulrichsberg kein Unbekannter: Angefangen von Extended Versions über Schnee (mit Burkhard Stangl) bis zu Projekten mit Leonel Kaplan, John Butcher oder Larry Ochs war er im Laufe der Jahre immer wieder bei uns zu Gast. Philipp Schmickl hat Kurzmann eine eigene Ausgabe seines Periodikums "theoral" gewidmet. Nachfolgend einige Zitate aus diesem Gespräch:
"Man war entweder das eine oder das andere. Du hast fast nicht sagen können: Ich will aber beides sein. Weil entweder warst du ein Musiker oder nicht. Und ein Musiker war einer, der ein Handwerk gelernt hat, aber nicht Computer und das hat etliche Jahre gedauert, bis wir das geschafft haben, dass das anerkannt wird als eigene Musik." …
"Ich wollte nicht nur improvisierender Musiker sein, aber ich hätt' schon früher gern Musik improvisiert, ich hab' nur irgendwie nie gefühlt, dass das innerhalb meiner Möglichkeiten liegt. Mit dem Computer dann hab' ich das Improvisieren dazugewonnen und das war natürlich wesentlich." …
"Weil zu dem Zeitpunkt war ich sozusagen nicht mehr Rockmusiker, ich war am besten Weg dazu, Elektronikmusiker zu werden, was ich zum Glück nicht geworden bin." …
"Ich wollte wirklich in der Situation, in der man am meisten lernt, nämlich beim Spielen - wo man auch scheitern darf oder weiterkommen kann - meine Musik verfolgen. Und das war in Berlin möglich. In Wien nicht so." …
Es geht um die Rekontextualisierung von Dingen. Und das find' ich irrsinnig spannend. Das ist eine meiner Hauptbeschäftigungen überhaupt in meinem musikalischen Werk, das Rekontextualisieren von Dingen, was ich auch mit Schnee gemacht hab' und wo Ornette Coleman auf einmal mit Neil Diamond zusammengeht und der Maly Nagl. Es ist nicht mein einziges Interesse, aber ich seh's als eine meiner Aufgaben. Das machen zu wenige, ich möcht' das gern probieren. Und ich hab' mir abgeschminkt vor vielen Jahren, dass ich etwas Neues machen kann, ich kann das Neue nur - um jetzt den Marx zu zitieren - aus den Trümmern des Alten erschaffen." …
"Das ist sicher, da kann nichts passieren, alles wird stimmen, den Leuten wird's gefallen. Es wird aber auch keinem wehtun, es wird niemanden aufregen, aber du kommst sicher durch. Und das ist halt echt der Tod. Das ist der Tod von Free Jazz, von Improvisierter Musik, von jeder Musik. Und das ist auch der Tod deiner Weiterentwicklung als Person, im Privaten oder im Politischen oder in allem musst du halt bis zu einem gewissen Grad, oder solltet du bis zu einem gewissen Grad, immer wieder Risiken eingehen und Neues suchen und Dinge ausprobieren."
EINTRITT: € 17 / 12 / 9; Ermäßigungen für Menschen unter 25, Studierende, Arbeitssuchende, Behinderte und deren Begleitung sowie Jazzatelier-, Raiffeisen-, 4You-Card- und Ö1- bzw. Ö1-Intro-Clubmitglieder. Eintritt frei für Kulturpassinhaber und Flüchtlinge.
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