sun. jan. 22 2012
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häxan (1922) live music: angelica castello
benjamin christensen – häxan (hexen)
häxan (hexen) dk 1922, farbe, schwed. ztmeu, ca. 106 min; regie, drehbuch: benjamin christensen; kamera: johan ankerstjerne; mit benjamin christensen, ella la cour, emmy schønfeld, kate fabian, oscar stribolt

live-filmvertonung von angelica castello
(elektronik, blockflöten, paetzolds, ukulele, tapes, toys)


hexen
Der siebenteilige Film des Dänen Benjamin Christensen, zwischen 1919 und 1921 gedreht, tritt zunächst wie ein verstaubter Lehrfilm zum Thema Hexen auf. Der pseudowissenschaftliche Duktus wird aber bald durchbrochen. Plötzlich werden in Spielfilmszenen Hexenverfolgung und Inquisition nachgestellt, und statt abgefilmter Buchseiten und Tableaus mit trockenen Kommentaren kommen unschuldige Frauen und böse Mönche auf die Leinwand. Die Angeklagten werden zu Geständnissen gezwungen, aber Satan und seinen Gehilfinnen ist natürlich nicht beizukommen, wild feiern sie ihren Sabbath weiter. Nach vollzogenem Autodafé ziehen die Mönche ins nächste Dorf, um das christliche Abendland weiter vom Bösen zu befreien. Ironie und Bildungsauftrag wechseln sich beabsichtigt oder unbeabsichtigt ab und schaffen so ein faszinierendes Zeitdokument, dessen Machart ihm bis heute einen Spitzenplatz in vielen Kategorien des Best-of aller Stummfilme eingebracht hat. (wbd)


Es ist verständlich, warum die Surrealisten Häxan so sehr geschätzt haben. Natürlich kam ihnen die rückhaltlose Kritik der Geistlichkeit sehr entgegen; ein Aspekt des Films übrigens, der es dem Filmverleih in manchen Ländern nicht leicht machte. Wenn man Häxan heute anschaut, dann gibt es entbehrliche Elemente, besonders wenn sich der Film in den Bereich der damals revolutionären Erklärungen der mittelalterlichen Hexenangst begibt, und zwar aus der Sicht von Sigmund Freuds Theorien zur weiblichen Hysterie. Die Frauenfeindlichkeit der Diskussion wird dabei ausgespart. Aber sogar wenn der Film in die diskursiven Fallen tappt, die heute natürlich offensichtlicher sind als im Jahre 1922, ist Häxan immer noch ein mutiger und nachhaltig überzeugender Film, der zwischen dem echten Anliegen der Geschichtsforschung und der unvermeidbaren Blutrünstigkeit der Thematik den Spagat schafft. (James Kendrick)


Es gibt Filme, die sowohl berühren als auch „etwas anderes“ mit dem Publikum tun, Filme, die sich der herkömmlichen Genre-Zuordnung widersetzen, mit denen wir versuchen, der Filmgeschichte und der Filmkultur einen Sinn zu geben. Diese Filme haben Anteil sowohl an der Hochkultur als auch am Trash. Das ist vielleicht die beste Beschreibung von Häxan, weil der Film versucht, mit sehr eindringlichen Bildern aufzuklären – manchmal aber auch mit grauenhaften, geschmacklosen Bildern, die beklemmenden Horror verursachen, nur um des Horrors willen. (Joan Hawkins)


Die Live-Vertonung des Stummfilms wird von Angélica Castelló vorgenommen, einer vielseitigen Musikerin und Komponistin, die diesen abwechslungsreichen Film mit Elektronik, Flöten und diversen anderen Instrumenten zeitgenössisch interpretieren wird.

link: angelica castello , http://foundation.generali.at/index.php?id=1005
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